Pollensaison und allergisches Asthma
Der Frühling ist da. Gerade in Corona-Zeiten genießen es viele, raus zu können, endlich Sonne, frische Luft und die erwachende Natur zu genießen. Doch für immer mehr Menschen bedeutet dies auch: triefende Nase, juckende Augen und immer häufiger auch Husten und Atemnot.
Dahinter verbirgt sich in den meisten Fällen eine Pollenallergie, eine überschießende Abwehrreaktion unseres Immunsystems gegen eine Vielzahl von Pollen, die vor allem von fühblühenden Bäumen, insbesondere der Birke und Gräsern freigesetzt werden. Diese beiden Allergene machen Allergikern die meisten Probleme, aber auch andere Pflanzen, Milben, Tierhaare und Schimmelpilze sind in der Hitparade der häufigsten Atemwegsallergien vertreten.
Nach einer Erhebung des Robert-Koch-Institut unter Leitung von Karl Christian Bergmann (Allergo J Int 2016;25:6) ist die Zahl von Erwachsenen mit einer Atemwegsallergie zwischen 1998 und 2008 von 29,8 auf 33,6 % angestiegen, 15 % der Erwachsenen leiden an Heuschnupfen und auch 10,7 % der Kinder sind betroffen. An allergischem Asthma sind 8,6 % der Erwachsenen und 4,7 % der Kinder in dieser Erhebung erkrankt.
Zwar gibt es keine Hinweise darauf, dass Menschen mit einem Pollen-Asthma stärker an COVID-19 erkranken als andere, dies gilt aber unter der Voraussetzung, dass ein Asthma gut unter Kontrolle ist. Daher lautet die Empfehlung der Lungenspezialisten klar: Nie war es so wichtig wie jetzt, Asthma optimal unter Kontrolle zu halten (Link).
Von Vorteil ist dabei, dass die wichtigsten schleimhautschützende Medikamente, sogenannte inhalative Steroide ganz offensichtlich im Hinblick auf COVID-19 nicht nur unproblematisch ist, sondern sogar positive Effekte bei der Verhinderung von COVID-19-Komplikationen entfalten (Link).
Pollenallergiker sollten daher gerade dieses Jahr sich darauf konzentrieren, keine Schlagloch-Therapie erst bei bereits stärkeren Beschwerden durchzuführen sondern eine klare konsequent vorbeugende Strategie einzuhalten und diese gegebenenfalls mit dem behandelnden Arzt neu anzupassen. Ein Pollenkalender ermöglicht eine erste Orientierung, regelmäßige, regional aufbereitete Pollenflug-Informationen (wie in der App breazyTrack) können eine wichtige Orientierung bieten, übrigens hilft auch das zeitweise Tragen von Masken sehr gut mit. Die üblichen OP-und FFP 2‑Masken halten die großen Pollenmoleküle hervorragend zurück.
Langfristigen Schutz gegen Pollenallergien verspricht eine Allergie-Impfung, eine sogenannte Hyposensibilisierung. Die in der Regel auf 3 Jahre angelegte Behandlung warf früher nur in Spritzen-Form verfügbar, mittlerweile stehen dafür auch Tropfen und Tabletten zur Verfügung. Hiermit gelingt es, bei den meisten Patienten Asthmabeschwerden gut unter Kontrolle zu bekommen, langfristig das Immunsystem gegenüber Pollen tolerant zu machen und zumindest die Ausbildung schwerer Krankheitssymptome weitgehend zu verhindern (Link).
Damit ist der Fahrplan für Pollenallergiker klar:
- Jetzt akute Beschwerden möglichst gut durch vorbeugende Behandlung verhindern
- Auftretende Beschwerden rasch und anhaltend behandeln
- langfristig klären, welche Allergien genau vorliegen und ob eine Hyposensibilisierung möglich ist.
- Wenn ja, gleich dieses Jahr mit einer Hyposensibilisierung in Spritzen-oder Tablettenform beginnen.
Eines ist sicher, auch in den nächsten Jahren werden Pollen wieder eine große Rolle spielen, viele Pflanzen blühen infolge des Klimawandels früher, länger und intensiver. Das Problem lässt sich also nicht aussitzen.
Bis zum nächsten Mal,
Dr. Michael Barczok.