Deutschland erlebte in diesem Spätfrühling und Frühsommer aufgrund von Dauerregen, episodisch verstärkt durch Gewitter, eine extreme Hochwasserlage, die mancherorts Landschaften und auch Orte überschwemmt. Die unmittelbaren Schäden für Natur, Landwirtschaft und Wohnbevölkerung sind enorm und dominieren die Wahrnehmung der Tragödie. Für Menschen mit Asthma sind solche Wetterlagen jedoch ein ganz besonders hohes Risiko.
Gewitter können die Belastung der Luft mit Pollenallergenen kurzfristig enorm steigern. Die Annahme, dass Regen die Luft reinigt, Staub und Pollen herauswächst und so Menschen mit Atemwegserkrankungen unmittelbar entlastet ist plausibel aber leider falsch. Denn nicht die Pollen selbst provozieren die allergische Reaktion, sondern Eiweißstoffe (Allergene) aus dem Innern der Pollenkörner oder Bruchstücke der Pollenhülle. So ist bereits seit längerem bekannt, dass rasch ansteigende Luftfeuchte bei Schwüle und Gewitter die Pollen aufquellen lassen und zum platzen bringen. Damit steigt die Konzentration der Allergene in der Luft wenn es zu regnen beginnt.
So haben Forscher der University of Iowa festgetellt, dass ein Regenguß zwar die Konzentration der Pollen in der Atemluft reduziert, nicht aber die Konzentration der Allergene und Pollenbruchstücke — deren Menge nimmt deutlich zu. So sorgt die Verwirbelung der Luft bei Regen dafür, dass weiterhin eine erhebliche Menge der natürlichen Reizstoffe für 2,5 bis 11 Stunden in der Atemluft schwebt. Je stärker (intensiver) der Regen war, um so länger währte die Belastung. Die größte Konzentration von Pollenbruchstücken wurde während eines Sturms gemessen. Denn die mechanische Reibung am Boden in Kombination mit der intensiven Verwirbelung zerbricht die Pollen und erhöht die Konzentration allergieauslösender Fragmente. Regen bedeutet also nicht unbedingt eine Entlastung für Menschen mit allergischem Asthma.
Risikofaktoren für Gewitter-Asthma
Folgende Umweltfaktoren erhöhen das Risiko:
- hohe Pollenkonzentration in den Tagen vor Gewittern,
- Niederschläge und hohe Luftfeuchtigkeit, Gewitter, Blitze,
- plötzliche Temperaturänderungen,
- Klimawandel: Zunahme von Aeroallergen-Biomasse, Zunahme von Extremwetter-Ereignissen
- In Australien waren häufig Gräserpollen, in Großbritannien Pilzsporen die Auslöser eines Gewitter-Asthmas; in Italien weisen Oliven-Pollen ein entsprechendes Potenzial auf.