Oftmals übersehen, nicht korrekt erkannt und infolgedessen nicht optimal therapiert — so kann man die Studien zur Asthmadiagnose zusammenfassen. Für Menschen mit Asthma bedeutet diese Erkenntnis, dass eine erneute, auch Subtypen unterscheidende Diagnose sinnvoll sein kann.
Aufklärungskampagne zur Stärkung der Gesundheitskompetenz
Ein kanadische Studie zeigt, dass viele Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen nichts von ihrer Gesundheitsbelastung wissen. Die Datenerhebung erfolgte über eine Telefonbefragung zufällig angewählter Haushalte und ist daher nicht repräsentativ, dennoch offenbaren ihre Ergebnisse Handlungsbedarf. Erst spät erkannte und daher zu spät therapierte Atemwegserkrankungen sind ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der Betroffenen; sowohl unmittelbar zu diesem Zeitpunkt wie auch für die langfristige Gesundheitsentwicklung. Daher fordern auch deutsche Experten wie PD Dr. Henrik Watz, Leiter des Pneumologischen Forschungsinstituts an der LungenClinic Grosshansdorf und Prof. Dr. Marek Lommatzsch, Leitender Oberarzt der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Rostock für Deutschland eine Aufklärungskampagne, um die spezielle Gesundheitskompetenz zu stärken. Oftmals werden typische Symptome ignoriert oder bagatellisiert; hier ist eine Unterstützung der Achtsamkeit sinnvoll. Sicherlich wäre eine Reihenuntersuchung der Lungenfunktion besser, doch aufgrund der Kosten keine realistische Option.
In der nachfolgenden medizinischen Betreuung der Patienten untersuchten die Forscher, ob eine hausärztliche oder eine fachärztliche Versorgung besser sei. Die Daten sprechen eindeutig für die Betreuung durch Fachärzte — zumindest in den ersten 12 Monaten der Therapie. Sowohl bei den Arztbesuchen (0,53 zu 1,12) als auch bei der subjektiven Bewertung der Symptome und krankheitsbedingten Einschränkung der Lebensqualität (Rückgang 6,8 zu 10,2 Punkte) zeigte die Betreuung durch Fachärzte bessere Resultate als die hausärztliche Versorgung.
Das Asthma kann sich verändern
Einer der Gründe dafür könnte die bessere und spezifischere Diagnose durch Fachärzte sein. Denn die ursprünglich einmal gestellte Diagnose über einen speziellen Asthma-Subtyp muss nicht ein Leben lang gültig bleiben. Durch Infektionen, andere Erkrankungen und Umwelteinflüsse kann sich das Asthma auch verändern.
So hat sich Unterscheidung zwischen Einteilung extrinsischem (allergisch) und intrinsischem (nichtallergisch) Asthmas als medizinisch unbedeutend erwiesen. Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es zwischen diesen beiden Kategorien mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Heute blickt man für eine therapeutisch relevante Unterscheidung auf die Kategorien der Typ-1- und Typ-2-Entzündungen. Bei Typ‑1 sind vorrangig Antikörper der Klasse Immunglobulin E (IgE) an der entzündlichen Überreaktion beteiligt; bei Typ‑2 sind es die T‑Helferzellen (T2).
Den Asthma-Typ richtig zu erkennen ist für die angemessene Therapie von großer Bedeutung. Eine Untersuchung zeigte jetzt, dass bis zu 70% der Patienten eine Überschneidung zeigten und daher keine eindeutige oder dauerhaft gültige Zuordnung möglich ist. Erschwert wird die eindeutige Kategorisierung noch dadurch, dass es bei den beiden Entzündungstypen auch noch Subtypen gibt, die gemeinsam auftreten können. Die komplexen Mischformen wurden meist im mittleren oder höheren Lebensalten festgestellt. Zudem fanden die Forscher auch eine geschlechtertypische Komponente. Während in der Kindheit eher Knaben als Mädchen an Asthma leiden, ist im Erwachsenenalter der Frauenanteil höher. Offensichtlich spielen dabei Östrogen und Progesteron eine Rolle. So konnten man feststellen, dass diese Hormone vor allem während einer Schwangerschaft die Asthmasymptome verstärken.
Die Forscher empfehlen daher die Asthmadiagnose regelmäßig auf den aktuellen Subtyp hin zu überprüfen. Dies gelte besonders für Patienten mit schlechter Krankheitskontrolle, Verschlechterung der Symptomatik und unzureichendem Selbstmanagement der eigene Asthmagesundheit.