Herr Dr. med. Müller, können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Zu meiner Person: Ich bin Jahrgang 1955 und verheiratet. Ich habe 2 Töchter – eine wird die Praxisnachfolge in Kürze antreten. Ich habe meine pneumologische Ausbildung im Lungenfachkrankenhaus Beelitz-Heilstätten absolviert und 1995 meine Niederlassung in Potsdam eröffnet.
Corona-Grundregeln
Was sollten Atemwegspatienten über die Corona-Pandemie wissen?
Ich beziehe mich hier ausdrücklich auf die Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga. SARS-Cov‑2 heißt vollumfänglich „Schweres Akutes Atemwegssyndrom“. Ich erlebe in meiner Praxis sehr wenige Menschen, die an der Ernsthaftigkeit der Erkrankung oder der davon ausgehenden Bedrohung für ihre Gesundheit Zweifel hegen. Wie sollten sich also Atemwegserkrankte verhalten? Sämtliche Regeln sind bekannt und beinhalten das Ziel, die Zahl der Krankheits- oder auch Todesfälle niedrig zu halten.
Abstand, Händewaschen und Alltagsmasken (AHA-Regel) – das kann man gar nicht oft genug wiederholen!
Diese Maßnahmen greifen aber nur dann, wenn die übergroße Mehrheit der Bevölkerung mitmacht. In einem Land der Kleinstaaterei, in dem man sich nicht auf durchgreifende und einheitliche Maßnahmen einigen kann, wird eher Verwirrung und Frust erzeugt.
Letztlich bleibt nur an die Vernunft der Patienten zu appellieren. Die Hygieneregeln sind auch ein Ausdruck von gegenseitiger Rücksichtnahme und Toleranz.
Corona und Symptome
Wie sollten sich die Patienten verhalten, wenn Sie gesundheitliche Veränderungen wahrnehmen?
Meinen Patienten habe ich trotz übervoller Praxis den Rat gegeben, sich bei Befindensänderungen mit Infektionszeichen zu melden. Atemwegspatienten sind Risikopatienten und sollten neben den Eigenmaßnahmen durch eine Pneumokokkenimpfung und in Kürze auch Grippeschutzimpfung geschützt sein. Asthmapatienten sollten Ihre Dauermedikation- auch das Kortison- fortsetzen. Die Nutzung von Selbstmanagement-Apps wie bspw. breazyTrack hilft Patienten ihr Asthma im Griff zu behalten. Patienten, die auf Biologica eingestellt sind, sollten auch diese Therapie fortsetzen.
Auch für COPD-Patienten gilt: Therapie fortsetzen. Die gut eingestellte Atemerkrankung ist immer noch der beste Schutz vor zusätzlichen Infektionen. Wir wissen über Corona noch nicht alles. Bekannt ist, dass Krankheitsverläufe eine extreme Eigendynamik erreichen können. In solchen Fällen ist auch schnelles Handeln angesagt – von Patienten und der Ärzteschaft (Haus- und Fachärzten).
Deshalb: „Seien Sie wachsam, vorsichtig und bleiben Sie gesund!“
Vielen Dank Herr Müller für dieses interessante Interview.