Interview: Andreas Thom
Herr Dr. Barczok, können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich bin seit 35 Jahren als Pneumologe in Ulm niedergelassen und bekleide auch einige Funktionen im Berufsverband der Pneumologen, der kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer. Verheiratet bin ich mit einer Atemtherapeutin, darüber hinaus bin ich Vater von fünf Söhnen. Seit ich es geschafft habe, vor 30 Jahren mit einem Sinclair ZX Spektrum eine Weiche meine Modelleisenbahn zu automatisieren, bin ich begeisterter Computerfan.
Sie sind als niedergelassener Pneumologe mit den Zusatzbezeichnungen Allergologie, Umwelt- und Schlafmedizin tätig. Können Sie uns etwas über Ihre Arbeit erzählen?
Die moderne Pneumologie ist ein sehr vielfarbiges, spannendes Fachgebiet, manche Krankheitsbilder wie allergisches Asthma oder Schlafapnoe lassen sich unglaublich gut behandeln, wenn es gelingt, medikamentöse Therapie und nicht-medikamentöse Therapie gut miteinander zu verzahnen und den Patienten zu befähigen, selbst in den Verlauf entscheidend einzugreifen. Zu sehen, was sich so erreichen lässt hat, mich immer motiviert und weiter getrieben. Über viele Jahre hinweg habe ich mich intensiv mit den Themen Patientenschulung und Langzeitbehandlung von chronischen Atemwegserkrankungen befasst, zur Zeit beschäftigt mich vor allem die Nutzung digitaler Medien in der Behandlung von Atemwegspatienten.
Welche Möglichkeiten bieten die Telemedizin und Apps wie breazyTrack bei der Versorgung von Asthma-Patienten?
Intelligente Apps ermöglichen uns einen schnellen Überblick über die Situation des Patienten und dem Patienten eine zuverlässige Einordnung seiner aktuellen Situation und seiner Handlungsmöglichkeiten. Ich träume immer davon, auf meinem Monitor nicht Lungenfunktionsausdrucke, Laborwerte und Zahlenkolonnen zu sehen sondern eine Ampel, rot, gelb, grün. Bei Grün kann ich mich mit dem Patienten entspannt über das weitere Vorgehen unterhalten, weil alles passt, bei gelb drücke ich auf den Monitor und bekommen eine Analyse, wo es hakt und was noch besser werden soll. Und bei rot, muss schnell reagiert werden und zwar dort, wo es brennt. Apps werden zwar nicht den Arzt ersetzen können, sie werden aber unser Handeln entscheidend verbessern, wenn es um Analyse und Orientierung an Fakten geht. Daran arbeite ich und dafür brauche ich intelligente Apps wie breazyTrack.
Sie haben vor einiger Zeit das vielbeachtete Buch Luft nach Oben – Wie richtiges Atmen uns stärker macht – publiziert. Was ist die Idee des Buches?
Das Buch ist aus der täglichen Sprechstunde heraus entstanden und aus den vielen Gesprächen, die ich mit Patienten zu allen möglichen Themen rund um Asthma und andere Atemwegserkrankungen geführt habe. Eingeflossen ist darüber hinaus das umfangreiche atemtherapeutische Wissen meiner Frau. Wer es liest, wird die staunenswerte Welt unserer Lunge, das Funktionieren der Atmung und die Mechanismen chronischer Atemwegserkrankungen besser verstehen und damit die Grundlage für eine langfristig erfolgreiche Behandlung von Atemwegserkrankungen schaffen können.
Zum Schluss: Worauf sollten Asthmatiker*innen unbedingt im Alltag achten?
Eine moderne Asthmatherapie ermöglicht es Patienten fast immer, ein ganz normales Leben zu ermöglichen und uralt zu werden. Man muss es nur schaffen, von einer Schlaglochmedizin, also der immer wiederkehrenden Behandlung von Verschlechterungsepisoden hin zu einer durchdachten, vorausschauenden und nachhaltigen Behandlungsstrategie zu kommen.
Deshalb ist Schulung wichtig, deshalb aufmerksamer Umgang mit der Erkrankung und ihren Helfershelfern, deshalb Einsatz von einfachen Apps, die eine kontinuierliche Sicht auf den Verlauf der Erkrankung bieten, die jederzeit eine Standortbestimmung ermöglichen und die helfen, einen Arztkontakt zielgenau durchzuführen, gerade auch dann, wenn er im Rahmen einer Videosprechstunde erfolgt.